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Ich kann Ungerechtigkeit nicht ertragen
Mir war schon immer klar, daß ich anders bin. Von der Indigo-Kind-Theorie habe ich allerdings erst vor wenigen Stunden erfahren. Natürlich weiß ich nicht, ob ich ein echtes Indigo-Kind bin, aber mir kommt so vieles sehr bekannt vor. Ich habe im Internet den Selbsttest gemacht, und sehr viele Punkte treffen auf mich zu.
Ich hatte schon als Kind ein großes Problem mit Autorität. Ratschläge und Regeln meiner Mutter habe ich immer erst in Frage gestellt und für mich geprüft. Wenn mir die Ansicht meiner Mutter sinnvoll erschien, habe ich die Regel befolgt – wenn nicht, dann habe ich mich schon in frühester Kindheit gewehrt.
Ich wollte, so oft es ging, draußen sein, im Wald mit anderen spielen, bin mit Vorliebe in fast hüfttiefen Pfützen herumgewatet, von Garagendächern gesprungen und auf jedes Tier zugegangen, weil ich wußte, daß mir die Tiere nichts tun.
Ich konnte als Kind schlecht allein sein. Ich wollte nicht schlafen, sondern erleben. Ich konnte auch oft nicht schlafen, weil mein Kopf immer weitergearbeitet hat. Der Kinderarzt hat zu meiner Mutter gesagt: »Sie denkt zuviel!«
Ich war von klein auf davon überzeugt, daß es Gestalten gibt, die viele Menschen nicht sehen. In der 3. Klasse hatte ich eine heftige Diskussion mit meiner Religionslehrerin (evangelischer Unterricht – ich war und bin nicht getauft, ging aber trotzdem hin). Sie hatte unvorsichtigerweise behauptet, es gäbe keinen Teufel. Ich war außer mir! Ich habe zwar nie an Gott als großes Wesen im Himmel und den Teufel in Form eines menschenähnlichen Wesens mit Pferdehuf geglaubt, aber ich wußte, es gibt »Das Böse« und »Das Gute« auf der Welt.
Nachdem ich mit meiner Lehrerin eine halbe Stunde lang diskutiert hatte (ich wußte selbst nicht, woher die Argumente in meinem Kopf kamen), habe ich mit den Worten aufgegeben: »Na, wenn Sie meinen. Sie sind ja schließlich Lehrerin – dann müssen Sie so was ja wohl wissen.« Aus lauter Protest habe ich dann den Rest von dem, was als »Glauben an Gott« bezeichnet wird, aufgegeben. Ich hatte beschlossen, an mich selbst zu glauben. Da war ich noch keine neun Jahre alt.
Ich hasse es, wenn jemand versucht, mich zu hetzen. Ich kann und konnte auch schon immer alle Menschen erst einmal leiden. Es gibt wenige, von denen ich sagen würde, daß ich sie hasse. Und selbst die versuche ich zu verstehen. Nur wenn jemand wirklich meine Existenz bedrohen will (Wohnung, Verdienst etc.) werde ich zur Furie. Freunde verteidige ich immer mit Händen und Füßen und rede stundenlang mit ihnen über ihre Probleme, bis wir eine Lösung finden.
Ich war von klein auf überempfindlich. Ich habe meiner Mutter den »Struwwelpeter« aus der Hand genommen, weil ich die Grausamkeit der Geschichten nicht ertragen konnte. Ein Schlaflied mit der Zeile »Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt« hat mich zutiefst erschüttert, ich bekam einen einkrampf, und meine Mutter wußte nicht, was sie machen sollte. Als ich mich beruhigt hatte, habe ich sie gefragt: »Und was ist, wenn Gott nicht will?« Überhaupt konnte und kann ich Ungerechtigkeit nicht ertragen. Mit sieben Jahren habe ich einmal alle meine Stofftiere zu mir ins Bett geholt (über hundert Stück!), weil ich dachte, die anderen Stofftiere wären neidisch auf die drei, die immer in meinem Bett lagen. Und dann habe ich mich die ganze Nacht vom Kopf- zum Fußende und wieder zurückgedreht, weil ich es unfair fand, daß ein paar Tiere zu meinen Füßen liegen mußten.
Ich war sehr frühreif, habe mich schon mit vier oder fünf Jahren bewußt befriedigt (ich wußte damals nicht, was dieses Gefühl bedeutet, aber es war herrlich!), und mir war auch nicht wirklich klar, daß man »das nicht tut«. Mit elf hatte ich den ersten richtigen Beischlaf mit einem Gleichaltrigen, und ab da konnte ich es nicht erwarten, erwachsen zu werden, damit ich es mit »richtigen« Männern aufnehmen konnte – diesem Gleichaltrigen fühlte ich mich, wie überhaupt allen Gleichaltrigen, haushoch überlegen.
In der Grundschule war ich der reinste Entertainer, war die Beliebteste der Klasse und hatte immer super Noten. Mir hat es Spaß gemacht, den anderen zu helfen, und ich fühlte mich in dieser Gemeinschaft geborgen.
Der Bruch kam nach dem Wechsel zum Gymnasium. Keiner aus meiner alten Klasse kam mit mir. Meine »heile Welt« war zerstört. Alle wollten auf einmal erwachsen und vernünftig sein. Ich zog mich in mein Schneckenhaus zurück. Der Unterricht war nicht mehr kreativ und anregend, stupides Lernen war angesagt. Ich machte oft keine Hausaufgaben, lernte nur vor Klausuren, vergaß dann alles sofort wieder und fragte mich, wozu ich den ganzen Blödsinn denn überhaupt lernen sollte. Auch heute muß ich mich selbst austricksen, um mir Dinge zu merken, die mich nicht interessieren. Ich kann mir sonst nur Dinge merken, die mich interessieren und in denen ich einen Sinn sehe. Ich weiß von fast jedem Tier, was es frißt und wie es lebt, ich kenne die Wirkung von Hausmitteln, kann mir Vitamingehalte von Lebensmitteln merken, aber wehe, es fragt mich jemand nach dem Namen eines Politikers.
Ich fühle mich bei älteren Menschen wohler, weil sie mehr Lebenserfahrung haben und man besser mit ihnen reden kann. Auch mein Freund ist 22 Jahre älter als ich. Ich habe eine sehr intensive Beziehung zu Tieren. Ich habe das Gefühl, ich kann Tieren Energie und Lebenswillen geben. Ich habe schon viele Tierbabys großgezogen und gesund gepflegt: Tauben, Elstern, Amseln, Spitzmäuse, Wildkaninchen, Igel, Mauersegler, Fledermäuse etc. Glücklicherweise hatte ich eine Mutter, die das erlaubt hat. Ich weiß oft Dinge, bevor sie ausgesprochen werden. Es ist eine Art Eingebung – Sätze, die gleich gesagt werden, Personen im Fernsehen, die gleich gezeigt werden, etc. Wenn ich sehr intensiv an etwas denke, dann kann ich in 90 % der Fälle damit erreichen, daß genau das Gegenteil von dem passiert. Einige Billardspiele habe ich gewonnen, indem ich sehr intensiv daran gedacht bzw. mir bildlich vorgestellt habe, daß die Kugeln des Gegners ins Loch rollten – was sie dann nicht taten. Das klappt aber nicht bei allen Personen.
Ich kann sehr oft die Grundstimmung von Häusern erspüren – ob darin glückliche Menschen lebten oder ob darin Verbrechen geschahen. Mit meinem Freund war ich vorletztes Jahr in Ulm (das erste Mal in meinem Leben), und wir sind durch die Stadt spaziert. Bei einem Gebäude wurde mir schon vom äußeren Anblick ganz komisch beklommen zumute, und ich sagte zu meinem Freund: »Das Haus hat aber eine beklemmende Ausstrahlung.«
Auf dem Rückweg durch die Stadt gingen wir an einer Touristengruppe vorbei, die dieses Gebäude betrachtete, und wir hörten, wie der Fremdenführer sagte: »Von diesem Balkon aus hat der Stadtregent die Todesurteile verkündet. « Mir lief ein Schauer über den Rücken. Bin ich ein Kind der neuen Zeit? Wenn ich das tatsächlich bin: sehr kompliziert!
Menschen verstehen meine Intuitionen nicht, die meisten Menschen spüren Stimmungen von Gebäuden nicht und können nicht mit Tieren in Kommunikation treten. Das sind Dinge, die man besser für sich behält und nur stückchenweise freigibt. Ich bekomme irgendwie immer, was ich will – es dauert, aber ich vertraue inzwischen darauf. Selbst die Fledermaus kam zu mir, obwohl ich mitten in der Stadt wohne und meine Mutter immer sagte: »Da mußt du aufs Land ziehen. Dort gibt es Fledermäuse.«
Meine Lebensaufgabe sehe ich darin, den Menschen wieder Vertrauen in ihre Instinkte und ihre Intuitionen zu schenken, sie langsam an altes Wissen heranzuführen. Ihren Blick für das Wesentliche zu öffnen. Ich schreibe – und in diesen Romanen versuche ich diese Dinge zu verarbeiten, damit andere sie verstehen und Vertrauen gewinnen oder zumindest anfangen, Dinge zu sehen. Bisher ist aber noch nichts veröffentlicht.
Die Erwachsenen sollten versuchen, uns zu verstehen. Sie sollen unserem »Wissen« vertrauen, mit uns reden, bereit und offen sein, mit alten Normen zu brechen, um mehr zu erfahren und innerlich zu wachsen. Sie sollten uns niemals einsperren und unterdrücken! Das ist das Schlimmste, was ich mir vorstellen könnte. Wir wissen, was wir brauchen, was wir können und was wir wollen. Ich habe beispielsweise von klein auf den Verzehr von Fleisch verweigert.
Meine Mutter hat irgendwann einen so großen Druck auf mich ausgeübt, weil sie Angst hatte, ich könnte mich ohne Fleisch nicht richtig entwickeln, daß ich irgendwann aufgegeben habe, nur damit sie ruhig ist. Warum konnte sie nicht akzeptieren, daß ich wußte, was gut für mich ist?Ich glaube, ich kann die Aura von einigen Menschen, von einigen Tieren und von Bäumen sehen. Aber ich bin mir nicht so sicher, ob das nicht doch physikalisch erklärbare Phänomene sind, die ich da sehe. Ich tue mich sehr schwer damit, solche Phänomene wirklich zuzulassen – einerseits will ich sie wahrnehmen, aber andererseits machen sie mir auch angst, weil ich dann noch klarer erkennen muß, daß ich anders bin als andere. Das mit der Herkunft ist eine gute Frage, und ich würde gerne mal eine Rückführung machen. Ich habe von klein auf das Gefühl, daß ich durch einen Messerstich im Rücken sterben werde, ich kenne genau die Stelle, ich spüre sie – vor allem wenn mir etwas angst macht. Vielleicht ist das keine Information aus der Zukunft, sondern eine »Erinnerung « aus einem früheren Leben?
Ich wünsche mir, daß die Menschen aufwachen, Phänomene als etwas Wunderbares annehmen und sich nicht davor verstecken. Dieses Versteckspiel macht Menschen wie mir das Leben schwer – wir können mit niemandem reden und fangen an, unsere Fähigkeiten zu verdrängen.
F., ältere Indigo, Deutschland